Geschichtsreporterin Verena berichtet vom ersten Podium der Geschichtsmesse.
Draußen Schnee, drin Wortgefechte
Draußen stürmt der Schnee, in der Podiumsdiskussion „Was bedeutet gemeinsames Erinnern in Europa 25 Jahre nach der deutschen Einheit?“ Wortgefechte über Möglichkeiten und Grenzen einer europäischen Erinnerungskultur. Als Geschichtsreporterin berichte ich über diese Podiumsdiskussion, an der Herr Dr. Clarke (Germanistikdozent aus Großbritannien), Frau Dr. Landau (Referentin in der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora), Herr Dr. Hoffmann (Dozent an der Ruhr-Universität) und Herr Prof. Oberreuter (Professor an der Universität Passau) teilnehmen. Der Warschauer Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Herr Brill, leitet die Diskussion.
Im Raum steht zunächst das Statement, dass niemand sich für die Friedliche Revolution vor 25 Jahren in Deutschland interessiere. Dies sei eine spezifische Frage in Deutschland.
Das zentrale Thema sind die unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Europa. Dies solle ein gesellschaftlicher Prozess der Bewusstmachung sein, der oft auch Generationen lang dauern könne.
Opfer-Täter-Konflikte und der Einfluss der Familie
Die Podiumsdiskutanten heben insbesondere die kollektive Erinnerungskultur hervor. Dazu erläutern sie, dass für die Erinnerungskultur sehr gekämpft worden sei. Außerdem es das gute Recht der Betroffenen sei, ihre Erlebnisse aufzuarbeiten und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In dieser Erinnerungskultur stünden Konflikte zwischen Opfern und Tätern und die Aufarbeitung dieser Konflikte im Vordergrund.
Diese Erinnerungskultur steht auch in Verbindung mit den individuellen Familienerinnerungen. Es wird positiv herausgestellt, dass aus der Vermischung der einzelnen Familienerinnerungen ein wichtiger gesellschaftlicher Diskussionsprozess entstehe.
Weiterhin wird diskutiert, dass es mittlerweile vielfältige Arten der Auseinandersetzung mit Geschichte gäbe und dass in Deutschland eine besonders große Auseinandersetzung mit der Vergangenheit vorhanden sei.
Vielfältige Erinnerung sichtbar machen
Klar dargelegt wird zudem, dass die Bildung eine zentrale Rolle spiele. Dadurch, dass die europäischen Länder unterschiedlich erinnern, müsse man sich diese unterschiedlichen Erinnerungsweisen bewusst machen. Dazu sei es nötig, dass die vielfältigen Erinnerungen und Erinnerungskulturen erforscht und sichtbar gemacht werden, um so aus der Vergangenheit zu lernen.
Das Podium diskutiert auch die Frage, inwiefern die europäischen Ansprüche an Erinnerungskultur umsetzbar sind oder ob sie gar eingefordert werden sollten. Die Diskutanten kommen zu keiner eindeutigen Entscheidung, denn es gäbe zwar Bemühungen um eine gemeinsame Erinnerung, wie zum Beispiel das Haus der europäischen Geschichte in Brüssel, aber keine generellen Regelungen bzw. Vorgaben in den Ländern.
Autorin: Verena
Fotografin: Siobhan
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